Matthäuspassion
BWV 244 // Good Friday
(St Matthew Passion)
The double-choir St Matthew Passion, already termed the “grosse Bassion” (great Passion) in an early posthumous tribute by the Bach family, is one of Bach’s most comprehensive and significant sacred compositions.
Choir
Soloists
Evangelist: Charles Daniels
Jesus: Peter Harvey
Soprano: Joanne Lunn
Alto: Margot Oitzinger
Tenor: Charles Daniels
Bass: Wolf Matthias Friedrich
1. & 2. maid: Mirjam Berli, Susanne Frei
Pilatie’s Wife: Guro Hjemli
Pilate: Wolf Matthias Friedrich
Witnesses: Jan Börner, Walter Siegel
Judas: Philippe Rayot
Peter: Manuel Walser
1. high priest: Chaspar Mani
2. high priest: Valentin Parli
Knabenkantorei Basel (Einstudierung: Markus Teutschbein)
Choir of the J. S. Bach Foundation
Choir I
Soprano
Lia Andres, Mirjam Berli, Susanne Frei, Noëmi Sohn, Noëmi Tran-Rediger
Alto
Jan Börner, Antonia Frey, Olivia Fündeling, Damaris Nussbaumer, Susanne Rohn, Lea Scherer
Tenor
Raphael Höhn, Nicolas Savoy, Walter Siegel, Tobias Wicky
Bass
Valentin Parli, Oliver Rudin, Simon Saxer, Manuel Walser
Choir II
Soprano
Leonie Gloor, Guro Hjemli, Mami Irisawa, Madeline Trösch, Alexa Vogel
Alto
Judith Flury, Katharina Jud, Simon Savoy, Aurelia Weiser
Tenor
Marcel Fässler, Manuel Gerber, Matthias Lüdi
Bass
Michael Blume, Matthias Ebner, Chasper Mani, Philippe Rayot
Orchestra
Conductor
Rudolf Lutz
Orchestra I
1. Violin
Renate Steinmann, Christine Baumann, Sabine Hochstrasser, Ildiko Sajgo
2. Violin
Martin Korrodi, Petra Melicharek, Christoph Rudolf, Salome Zimmermann
Viola
Susanna Hefti, Emmanuel Carron, Xiao Ma
Violoncello
Maya Amrein, Claire Pottinger
Violone
Iris Finkbeiner
Bassoon
Susanne Landert
Oboe, Oboe d’amore, Oboe da caccia
Kerstin Kramp, Andreas Helm
Transverse flutes
Claire Genewein, Renate Sudhaus
Recorder/Flute
Armelle Plantier, Gaelle Richeux
Viola da gamba
Martin Zeller
Harpsichord
Thomas Leininger
Organ
Norbert Zeilberger
Orchestra II
1. Violin
Monika Baer, Alessia Menin, Olivia Schenkel
2. Violin
Mechthild Karkow, Simone Flück, Eveleen Olsen
Viola
Martina Bischof, Matthias Jäggi, Emily Yaffe
Violoncello
Martin Zeller, Hristo Kouzmanov
Violone
Markus Bernhard
Bassoon
Dorothy Mosher
Oboe, Oboe d’amore
Ingo Müller, Dominik Melicharek
Transverse flutes
Maria Mittermayr, Keiko Kinoshita
Viola da gamba
Martin Zeller
Harpsichord
Thomas Leininger
Organ
Norbert Zeilberger
Musical director & conductor
Rudolf Lutz
Recording & editing
Texts (CD-Booklet)
Anselm Hartinger, Arthur Godel, Rudolf Lutz
English translations
Alice Noger-Gradon
Recording year
2016
Recording director and editor
Stefan Ritzenthaler / GALLUS MEDIA AG, Schweiz
Recording assistant
Johannes Widmer / GALLUS MEDIA AG, Schweiz
Production
J. S. Bach-Stiftung St.Gallen, Schweiz
Co-production
Roland Wächter, Radio SRF 2 Kultur
Librettist
Text
Poet unknown
First performance
Unknown
Libretto
Erster Teil
1. Chor
Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen,
Sehet – Wen? – den Bräutigam,
Seht ihn – Wie? – als wie ein Lamm!
O Lamm Gottes, unschuldig
Am Stamm des Kreuzes geschlachtet,
Sehet, – Was? – seht die Geduld,
Allzeit erfunden geduldig,
Wiewohl du warest verachtet.
Seht – Wohin? – auf unsre Schuld;
All Sünd hast du getragen,
Sonst müssten wir verzagen.
Sehet ihn aus Lieb und Huld
Holz zum Kreuze selber tragen!
Erbarm dich unser, o Jesu!
2. Rezitativ
Evangelist
Da Jesus diese Rede vollendet hatte,
sprach er zu seinen Jüngern:
Jesus
Ihr wisset, dass nach zweien Tagen Ostern wird,
und des Menschen Sohn wird überantwortet werden,
dass er gekreuziget werde.
3. Choral
Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,
Dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?
Was ist die Schuld, in was für Missetaten
Bist du geraten?
4. Rezitativ
Evangelist
Da versammleten sich die Hohenpriester und
Schriftgelehrten und die Ältesten im Volk in den Palast des
Hohenpriesters, der da hiess Kaiphas, und hielten Rat, wie sie
Jesum mit Listen griffen und töteten. Sie sprachen aber:
Chor
Ja nicht auf das Fest, auf dass nicht ein Aufruhr
werde im Volk.
Rezitativ
Evangelist
Da nun Jesus war zu Bethanien, im Hause Simonis des
Aussätzigen, trat zu ihm ein Weib, die hatte ein Glas mit
köstlichem Wasser und goss es auf sein Haupt, da er zu
Tische sass. Da das seine Jünger sahen, wurden sie unwillig
und sprachen:
Chor Wozu dienet dieser Unrat? Dieses Wasser hätte mögen
teuer verkauft und den Armen gegeben werden.
Rezitativ
Evangelist
Da das Jesus merkete, sprach er zu ihnen:
Jesus
Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gut Werk an mir
getan. Ihr habet allezeit Arme bei euch, mich aber habt
ihr nicht allezeit. Dass sie dies Wasser hat auf meinen Leib
gegossen, hat sie getan, dass man mich begraben wird.
Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium geprediget
wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem
Gedächtnis, was sie getan hat.
5. Rezitativ
Alt Du lieber Heiland du,
Wenn deine Jünger töricht streiten,
Dass dieses fromme Weib
Mit Salben deinen Leib
Zum Grabe will bereiten,
So lasse mir inzwischen zu,
Von meiner Augen Tränenflüssen
Ein Wasser auf dein Haupt zu giessen!
6. Arie Alt
Buss und Reu
Knirscht das Sündenherz entzwei,
Dass die Tropfen meiner Zähren
Angenehme Spezerei,
Treuer Jesu, dir gebären.
7. Rezitativ
Evangelist
Da ging hin der Zwölfen einer mit Namen Judas Ischarioth
zu den Hohenpriestern und sprach:
Judas
Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten.
Evangelist
Und sie boten ihm dreissig Silberlinge. Und von dem an
suchte er Gelegenheit, dass er ihn verriete.
8. Arie Sopran
Blute nur, du liebes Herz!
Ach! ein Kind, das du erzogen,
Das an deiner Brust gesogen,
Droht den Pfleger zu ermorden,
Denn es ist zur Schlange worden.
9. Rezitativ
Evangelist
Aber am ersten Tage der süssen Brot traten die Jünger
zu Jesu und sprachen zu ihm:
Chor
Wo willst du, dass wir dir bereiten, das Osterlamm zu essen
Rezitativ
Evangelist
Er sprach:
Jesus
Gehet hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm:
Der Meister lässt dir sagen:
Meine Zeit ist hier, ich will bei dir die Ostern halten
mit meinen Jüngern.
Evangelist
Und die Jünger täten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,
und bereiteten das Osterlamm. Und am Abend satzte er
sich zu Tische mit den Zwölfen. Und da sie assen, sprach er:
Jesus
Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
Evangelist
Und sie wurden sehr betrübt und huben an,
ein jeglicher unter ihnen, und sagten zu ihm:
Chor
Herr, bin ichs?
10. Choral
Ich bins, ich sollte büssen,
An Händen und an Füssen
Gebunden in der Höll.
Die Geisseln und die Banden
Und was du ausgestanden,
Das hat verdienet meine Seel.
11. Rezitativ
Evangelist
Er antwortete und sprach:
Jesus
Der mit der Hand mit mir in die Schüssel tauchet,
der wird mich verraten. Des Menschen Sohn gehet zwar dahin,
wie von ihm geschrieben stehet; doch wehe dem Menschen,
durch welchen des Menschen Sohn verraten wird!
Es wäre ihm besser, dass derselbige Mensch noch nie geboren wäre.
Evangelist
Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach:
Judas
Bin ichs, Rabbi?
Evangelist
Er sprach zu ihm:
Jesus
Du sagest’s.
Evangelist
Da sie aber assen, nahm Jesus das Brot,
dankete und brachs und gabs den Jüngern und sprach:
Jesus
Nehmet, esset, das ist mein Leib.
Evangelist
Und er nahm den Kelch und dankte,
gab ihnen den und sprach:
Jesus
Trinket alle daraus; das ist mein Blut des neuen Testaments,
welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem
Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ichs neu
trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.
12. Rezitativ Sopran
Wiewohl mein Herz in Tränen schwimmt,
Dass Jesus von mir Abschied nimmt,
So macht mich doch sein Testament erfreut:
Sein Fleisch und Blut, o Kostbarkeit,
Vermacht er mir in meine Hände.
Wie er es auf der Welt mit denen Seinen
Nicht böse können meinen,
So liebt er sie bis an das Ende.
13. Arie Sopran
Ich will dir mein Herze schenken,
Senke dich, mein Heil, hinein!
Ich will mich in dir versenken;
Ist dir gleich die Welt zu klein,
Ei, so sollst du mir allein
Mehr als Welt und Himmel sein.
14. Rezitativ
Evangelist
Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten,
gingen sie hinaus an den Ölberg. Da sprach Jesus zu ihnen:
Jesus
In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir.
Denn es stehet geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen,
und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.
Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen
in Galiläam.
15. Choral
Erkenne mich, mein Hüter,
Mein Hirte, nimm mich an!
Von dir, Quell aller Güter,
Ist mir viel Guts getan.
Dein Mund hat mich gelabet
Mit Milch und süsser Kost,
Dein Geist hat mich begabet
Mit mancher Himmelslust.
16. Rezitativ
Evangelist
Petrus aber antwortete und sprach zu ihm:
Petrus
Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten,
so will ich doch mich nimmermehr ärgern.
Evangelist
Jesus sprach zu ihm:
Jesus
Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn krähet,
wirst du mich dreimal verleugnen.
Evangelist
Petrus sprach zu ihm:
Petrus
Und wenn ich mit dir sterben müsste, so will ich dich nicht verleugnen.
Evangelist
Desgleichen sagten auch alle Jünger.
17. Choral
Ich will hier bei dir stehen;
Verachte mich doch nicht!
Von dir will ich nicht gehen,
Wenn dir dein Herze bricht.
Wenn dein Herz wird erblassen
Im letzten Todesstoss,
Alsdenn will ich dich fassen
In meinen Arm und Schoss.
18. Rezitativ
Evangelist
Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe,
der hiess Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern:
Jesus
Setzet euch hie, bis dass ich dort hingehe und bete.
Evangelist
Und nahm zu sich Petrum und die zween Söhne Zebedäi
und fing an zu trauern und zu zagen.
Da sprach Jesus zu ihnen:
Jesus
Meine Seele ist betrübt bis an den Tod,
bleibet hier und wachet mit mir.
19. Rezitativ Tenor und Chor
O Schmerz!
Hier zittert das gequälte Herz;
Wie sinkt es hin, wie bleicht sein Angesicht!
Was ist die Ursach aller solcher Plagen?
Der Richter führt ihn vor Gericht.
Da ist kein Trost, kein Helfer nicht.
Ach! meine Sünden haben dich geschlagen;
Er leidet alle Höllenqualen,
Er soll vor fremden Raub bezahlen.
Ich, ach Herr Jesu, habe dies verschuldet
Was du erduldet.
Ach, könnte meine Liebe dir,
Mein Heil, dein Zittern und dein Zagen
Vermindern oder helfen tragen,
Wie gerne blieb ich hier!
20. Arie Tenor und Chor
Ich will bei meinem Jesu wachen,
So schlafen unsre Sünden ein.
Meinen Tod
Büsset seine Seelennot;
Sein Trauren machet mich voll Freuden.
Drum muss uns sein verdienstlich Leiden
Recht bitter und doch süsse sein.
21. Rezitativ
Evangelist
Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht
und betete und sprach:
Jesus
Mein Vater, ists möglich, so gehe dieser Kelch von mir;
doch nicht wie ich will, sondern wie du willt.
22. Rezitativ Bass
Der Heiland fällt vor seinem Vater nieder;
Dadurch erhebt er mich und alle
Von unserm Falle
Hinauf zu Gottes Gnade wieder.
Er ist bereit,
Den Kelch, des Todes Bitterkeit
Zu trinken,
In welchen Sünden dieser Welt
Gegossen sind und hässlich stinken,
Weil es dem lieben Gott gefällt.
23. Arie Bass
Gerne will ich mich bequemen,
Kreuz und Becher anzunehmen,
Trink ich doch dem Heiland nach.
Denn sein Mund,
Der mit Milch und Honig fliesset,
Hat den Grund
Und des Leidens herbe Schmach
Durch den ersten Trunk versüsset.
24. Rezitativ
Evangelist
Und er kam zu seinen Jüngern und fand
sie schlafend und sprach zu ihnen:
Jesus
Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?
Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallet!
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Evangelist
Zum andernmal ging er hin, betete und sprach:
Jesus
Mein Vater, ists nicht möglich, dass dieser Kelch von mir gehe,
ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille.
25. Choral
Was mein Gott will, das gscheh allzeit,
Sein Will, der ist der beste,
Zu helfen denn er ist bereit,
Die an ihn gläuben feste.
Er hilft aus Not, der fromme Gott,
Und züchtiget mit Massen.
Wer Gott vertraut, fest auf ihn baut,
Den will er nicht verlassen.
26. Rezitativ
Evangelist
Und er kam und fand sie aber schlafend,
und ihre Augen waren voll Schlafs.
Und er liess sie und ging abermal hin und betete zum drittenmal und
redete dieselbigen Worte. Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu
ihnen:
Jesus
Ach! wollt ihr nun schlafen und ruhen?
Siehe, die Stunde ist hie, dass des Menschen Sohn in der Sünder Hände
überantwortet wird. Stehet auf, lasset uns gehen; siehe, er ist da,
der mich verrät.
Evangelist
Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfen einer,
und mit ihm eine grosse Schar, mit Schwertern und mit Stangen,
von den Hohenpriestern und Ältesten des Volks. Und der Verräter hatte
ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt:
«Welchen ich küssen werde, der ists, den greifet!» Und alsbald trat er zu
Jesu und sprach:
Judas
Gegrüsset seist du, Rabbi!
Evangelist
Und küssete ihn. Jesus aber sprach zu ihm:
Jesus
Mein Freund, warum bist du kommen?
Evangelist
Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesum und griffen ihn.
27. Arie Sopran/Alt und Chor
So ist mein Jesus nun gefangen.
Lasst ihn, haltet, bindet nicht!
Mond und Licht
Ist vor Schmerzen untergangen,
Weil mein Jesus ist gefangen.
Lasst ihn, haltet, bindet nicht!
Sie führen ihn, er ist gebunden.
Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden?
Eröffne den feurigen Abgrund, o Hölle,
Zertrümmre, verderbe, verschlinge, zerschelle
Mit plötzlicher Wut
Den falschen Verräter, das mördrische Blut!
28. Rezitativ
Evangelist
Und siehe, einer aus denen, die mit Jesu waren, reckete die
Hand aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb
ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm:
Jesus
Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn wer das Schwert
nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinest
du, dass ich nicht könnte meinen Vater bitten, dass er mir
zuschickte mehr denn zwölf Legion Engel? Wie würde aber
die Schrift erfüllet? Es muss also gehen.
Evangelist
Zu der Stund sprach Jesus zu den Scharen:
Jesus
Ihr seid ausgegangen als zu einem Mörder, mit Schwerten
und mit Stangen, mich zu fahen; bin ich doch täglich bei
euch gesessen und habe gelehret im Tempel, und ihr habt
mich nicht gegriffen. Aber das ist alles geschehen,
dass erfüllet würden die Schriften der Propheten.
Evangelist
Da verliessen ihn alle Jünger und flohen.
29. Choral
O Mensch, bewein dein Sünde gross,
Darum Christus seins Vaters Schoss
Äussert und kam auf Erden;
Von einer Jungfrau rein und zart
Für uns er hie geboren ward,
Er wollt der Mittler werden.
Den Toten er das Leben gab
Und legt darbei all Krankheit ab,
Bis sich die Zeit herdrange,
Dass er für uns geopfert würd,
Trüg unsrer Sünden schwere Bürd
Wohl an dem Kreuze lange.
Zweiter Teil
30. Arie Alt und Chor
Ach! nun ist mein Jesus hin!
Wo ist denn dein Freund hingegangen,
O du Schönste unter den Weibern?
Ist es möglich, kann ich schauen?
Wo hat sich dein Freund hingewandt?
Ach! mein Lamm in Tigerklauen,
Ach! wo ist mein Jesus hin?
So wollen wir mit dir ihn suchen.
Ach! was soll ich der Seele sagen,
Wenn sie mich wird ängstlich fragen?
Ach! wo ist mein Jesus hin?
31. Rezitativ
Evangelist
Die aber Jesum gegriffen hatten, führeten ihn zu dem
Hohenpriester Kaiphas, dahin die Schriftgelehrten und
Ältesten sich versammlet hatten. Petrus aber folgete ihm
nach von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters und
ging hinein und satzte sich bei die Knechte, auf dass er sähe,
wo es hinaus wollte. Die Hohenpriester aber und Ältesten
und der ganze Rat suchten falsches Zeugnis wider Jesum,
auf dass sie ihn töteten, und funden keines.
32. Choral
Mir hat die Welt trüglich gericht’
Mit Lügen und mit falschem Gdicht,
Viel Netz und heimlich Stricke.
Herr, nimm mein wahr in dieser Gfahr,
Bhüt mich für falschen Tücken!
33. Rezitativ
Evangelist
Und wiewohl viel falsche Zeugen herzutraten, funden sie
doch keins. Zuletzt traten herzu zween falsche Zeugen
und sprachen:
Zeugen
Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen
und in dreien Tagen denselben bauen.
Evangelist
Und der Hohepriester stund auf und sprach zu ihm:
Hohenpriester
Antwortest du nichts zu dem, das diese wider dich zeugen?
Evangelist
Aber Jesus schwieg stille.
34. Rezitativ Tenor
Mein Jesus schweigt
Zu falschen Lügen stille,
Um uns damit zu zeigen,
Dass sein erbarmensvoller Wille
Vor uns zum Leiden sei geneigt,
Und dass wir in dergleichen Pein
Ihm sollen ähnlich sein
Und in Verfolgung stille schweigen.
35. Arie Tenor
Geduld!
Wenn mich falsche Zungen stechen.
Leid ich wider meine Schuld
Schimpf und Spott,
Ei, so mag der liebe Gott
Meines Herzens Unschuld rächen.
36. Rezitativ
Evangelist
Und der Hohepriester antwortete und sprach zu ihm:
Hohenpriester
Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott,
dass du uns sagest, ob du seiest Christus, der Sohn Gottes?
Evangelist
Jesus sprach zu ihm:
Jesus
Du sagests. Doch sage ich euch: Von nun an wirds
geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn
sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den
Wolken des Himmels.
Evangelist
Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach:
Hohenpriester
Er hat Gott gelästert; was dürfen wir weiter Zeugnis?
Siehe, itzt habt ihr seine Gotteslästerung gehöret.
Was dünket euch?
Evangelist
Sie antworteten und sprachen:
Chor
Er ist des Todes schuldig!
Rezitativ
Evangelist
Da speieten sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn
mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht und
sprachen:
Chor
Weissage uns, Christe, wer ists, der dich schlug?
37. Choral
Wer hat dich so geschlagen,
Mein Heil, und dich mit Plagen
So übel zugericht’?
Du bist ja nicht ein Sünder
Wie wir und unsre Kinder;
Von Missetaten weisst du nicht.
38. Rezitativ
Evangelist
Petrus aber sass draussen im Palast;
und es trat zu ihm eine Magd und sprach:
1. Magd
Und du warest auch mit dem Jesu aus Galiläa.
Evangelist
Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach:
Petrus
Ich weiss nicht, was du sagest.
Evangelist
Als er aber zur Tür hinausging,
sahe ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren:
2. Magd
Dieser war auch mit dem Jesu von Nazareth.
Evangelist
Und er leugnete abermal und schwur dazu:
Petrus
Ich kenne des Menschen nicht.
Evangelist
Und über eine kleine Weile traten hinzu, die da stunden,
und sprachen zu Petro:
Chor
Wahrlich, du bist auch einer von denen;
denn deine Sprache verrät dich.
Rezitativ
Evangelist
Da hub er an, sich zu verfluchen und zu schwören:
Petrus
Ich kenne des Menschen nicht.
Evangelist
Und alsbald krähete der Hahn. Da dachte Petrus an die
Worte Jesu, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn krähen wird,
wirst du mich dreimal verleugnen.
Und ging heraus und weinete bitterlich.
39. Arie Alt
Erbarme dich,
Mein Gott, um meiner Zähren willen!
Schaue hier,
Herz und Auge weint vor dir
Bitterlich.
40. Choral
Bin ich gleich von dir gewichen,
Stell ich mich doch wieder ein;
Hat uns doch dein Sohn verglichen
Durch sein Angst und Todespein.
Ich verleugne nicht die Schuld;
Aber deine Gnad und Huld
Ist viel grösser als die Sünde,
Die ich stets in mir befinde.
41. Rezitativ
Evangelist
Des Morgens aber hielten alle Hohepriester und die Ältesten
des Volks einen Rat über Jesum, dass sie ihn töteten.
Und bunden ihn, führeten ihn hin und überantworteten ihn
dem Landpfleger Pontio Pilato. Da das sahe Judas, der ihn
verraten hatte, dass er verdammt war zum Tode, gereuete
es ihn und brachte her wieder die dreissig Silberlinge den
Hohenpriestern und Ältesten und sprach:
Judas
Ich habe übel getan, dass ich unschuldig Blut verraten habe.
Evangelist
Sie sprachen:
Chor
Was gehet uns das an? Da siehe du zu!
Rezitativ
Evangelist
Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hub sich davon,
ging hin und erhängete sich selbst. Aber die Hohenpriester
nahmen die Silberlinge und sprachen:
1. und 2. Priester
Es taugt nicht, dass wir sie in den Gotteskasten legen,
denn es ist Blutgeld.
42. Arie Bass
Gebt mir meinen Jesum wieder!
Seht, das Geld, den Mörderlohn,
Wirft euch der verlorne Sohn
Zu den Füssen nieder!
43. Rezitativ
Evangelist
Sie hielten aber einen Rat und kauften einen Töpfersacker
darum zum Begräbnis der Pilger. Daher ist derselbige Acker
genennet der Blutacker bis auf den heutigen Tag.
Da ist erfüllet, das gesagt ist durch den Propheten Jeremias,
da er spricht:
«Sie haben genommen dreissig Silberlinge, damit bezahlet
ward der Verkaufte, welchen sie kauften von den Kindern
Israel, und haben sie gegeben um einen Töpfersacker,
als mir der Herr befohlen hat.» Jesus aber stund vor dem
Landpfleger; und der Landpfleger fragte ihn und sprach:
Pilatus
Bist du der Jüden König?
Evangelist
Jesus aber sprach zu ihm:
Jesus
Du sagests.
Evangelist
Und da er verklagt war von den Hohenpriestern und Ältesten,
antwortete er nichts. Da sprach Pilatus zu ihm:
Pilatus
Hörest du nicht, wie hart sie dich verklagen?
Evangelist
Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, also,
dass sich auch der Landpfleger sehr verwunderte.
44. Choral
Befiehl du deine Wege
Und was dein Herze kränkt
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuss gehen kann.
45. Rezitativ
Evangelist
Auf das Fest aber hatte der Landpfleger Gewohnheit,
dem Volk einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten.
Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen,
einen sonderlichen vor andern, der hiess Barrabas.
Und da sie versammlet waren, sprach Pilatus zu ihnen:
Pilatus
Welchen wollet ihr, dass ich euch losgebe? Barrabam oder
Jesum, von dem gesaget wird, er sei Christus?
Evangelist
Denn er wusste wohl, dass sie ihn aus Neid überantwortet
hatten. Und da er auf dem Richtstuhl sass, schickete sein Weib
zu ihm und liess ihm sagen:
Pilati Weib
Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten;
ich habe heute viel erlitten im Traum von seinetwegen!
Evangelist
Aber die Hohenpriester und die Ältesten überredeten
das Volk, dass sie um Barrabas bitten sollten und Jesum
umbrächten.
Da antwortete nun der Landpfleger und sprach zu ihnen:
Pilatus
Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll
losgeben?
Evangelist
Sie sprachen:
Chor
Barrabam!
Rezitativ
Evangelist
Pilatus sprach zu ihnen:
Pilatus
Was soll ich denn machen mit Jesu, von dem gesagt wird,
er sei Christus?
Evangelist
Sie sprachen alle:
Chor
Lass ihn kreuzigen!
46. Choral
Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!
Der gute Hirte leidet für die Schafe,
Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,
Für seine Knechte.
47. Rezitativ
Evangelist
Der Landpfleger sagte:
Pilatus
Was hat er denn Übels getan?
48. Rezitativ Sopran
Er hat uns allen wohlgetan,
Den Blinden gab er das Gesicht,
Die Lahmen macht er gehend,
Er sagt uns seines Vaters Wort,
Er trieb die Teufel fort,
Betrübte hat er aufgericht’,
Er nahm die Sünder auf und an.
Sonst hat mein Jesus nichts getan.
49. Arie Sopran
Aus Liebe will mein Heiland sterben,
Von einer Sünde weiss er nichts.
Dass das ewige Verderben
Und die Strafe des Gerichts
Nicht auf meiner Seele bliebe.
50. Rezitativ
Evangelist
Sie schrieen aber noch mehr und sprachen:
Chor
Lass ihn kreuzigen!
Rezitativ
Evangelist
Da aber Pilatus sahe, dass er nichts schaffete, sondern
dass ein viel grösser Getümmel ward, nahm er
Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach:
Pilatus
Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten,
sehet ihr zu.
Evangelist
Da antwortete das ganze Volk und sprach:
Chor
Sein Blut komme über uns und unsre Kinder.
Rezitativ
Evangelist
Da gab er ihnen Barrabam los; aber Jesum liess er geisseln
und überantwortete ihn, dass er gekreuziget würde.
51. Rezitativ Alt
Erbarm es Gott!
Hier steht der Heiland angebunden.
O Geisselung, o Schläg, o Wunden!
Ihr Henker, haltet ein!
Erweichet euch
Der Seelen Schmerz,
Der Anblick solches Jammers nicht?
Ach ja! ihr habt ein Herz,
Das muss der Martersäule gleich
Und noch viel härter sein.
Erbarmt euch, haltet ein!
52. Arie Alt
Können Tränen meiner Wangen
Nichts erlangen,
O, so nehmt mein Herz hinein!
Aber lasst es bei den Fluten,
Wenn die Wunden milde bluten,
Auch die Opferschale sein!
53. Rezitativ
Evangelist
Da nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers Jesum
zu sich in das Richthaus und sammleten über ihn die
ganze Schar und zogen ihn aus und legeten ihm einen
Purpurmantel an und flochten eine dornene Krone und
satzten sie auf sein Haupt und ein Rohr in seine
rechte Hand und beugeten die Knie vor ihm, und
spotteten ihn und sprachen:
Chor
Gegrüsset seist du, Jüdenkönig!
Rezitativ
Evangelist
Und speieten ihn an und nahmen das Rohr und
schlugen damit sein Haupt.
54. Choral
O Haupt voll Blut und Wunden,
Voll Schmerz und voller Hohn,
O Haupt, zu Spott gebunden
Mit einer Dornenkron,
O Haupt, sonst schön gezieret
Mit höchster Ehr und Zier,
Jetzt aber hoch schimpfieret,
Gegrüsset seist du mir!
Du edles Angesichte,
Dafür sonst schrickt und scheut
Das grosse Weltgewichte,
Wie bist du so bespeit;
Wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet,
So schändlich zugericht?
55. Rezitativ
Evangelist
Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel
aus und zogen ihm seine Kleider an und führeten ihn hin,
dass sie ihn kreuzigten. Und indem sie hinausgingen,
funden sie einen Menschen von Kyrene mit Namen Simon;
den zwungen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.
56. Rezitativ Bass
Ja freilich will in uns das Fleisch und Blut
Zum Kreuz gezwungen sein;
Je mehr es unsrer Seele gut,
Je herber geht es ein.
57. Arie Bass
Komm, süsses Kreuz, so will ich sagen,
Mein Jesu, gib es immer her!
Wird mir mein Leiden einst zu schwer,
So hilfst du mir es selber tragen.
58. Rezitativ
Evangelist
Und da sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das ist
verdeutschet Schädelstätt, gaben sie ihm Essig zu trinken mit
Gallen vermischet; und da ers schmeckete, wollte ers nicht
trinken. Da sie ihn aber gekreuziget hatten, teilten sie seine
Kleider und wurfen das Los darum, auf dass erfüllet würde,
das gesagt ist durch den Propheten: «Sie haben meine
Kleider unter sich geteilet, und über mein Gewand haben sie
das Los geworfen.» Und sie sassen allda und hüteten sein.
Und oben zu seinen Häupten hefteten sie die Ursach seines
Todes beschrieben, nämlich: «Dies ist Jesus, der Jüden König.»
Und da wurden zween Mörder mit ihm gekreuziget, einer
zur Rechten und einer zur Linken. Die aber vorübergingen,
lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen:
Chor
Der du den Tempel Gottes zerbrichst und bauest ihn in dreien
Tagen, hilf dir selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom
Kreuz!
Rezitativ
Evangelist
Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein samt den
Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:
Chor
Andern hat er geholfen und kann ihm selber nicht helfen.
Ist er der König Israel, so steige er nun vom Kreuz,
so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertrauet,
der erlöse ihn nun, lüstet’s ihn; denn er hat gesagt:
Ich bin Gottes Sohn.
Rezitativ
Evangelist
Desgleichen schmäheten ihn auch die Mörder,
die mit ihm gekreuziget waren.
59. Rezitativ Alt
Ach Golgatha, unselges Golgatha!
Der Herr der Herrlichkeit muss schimpflich hier verderben,
Der Segen und das Heil der Welt
Wird als ein Fluch ans Kreuz gestellt.
Der Schöpfer Himmels und der Erden
Soll Erd und Luft entzogen werden.
Die Unschuld muss hier schuldig sterben,
Das gehet meiner Seele nah;
Ach Golgatha, unselges Golgatha!
60. Arie Alt und Chor
Sehet, Jesus hat die Hand,
Uns zu fassen, ausgespannt,
Kommt! – Wohin? – in Jesu Armen
Sucht Erlösung, nehmt Erbarmen,
Suchet! – Wo? – in Jesu Armen.
Lebet, sterbet, ruhet hier,
Ihr verlassnen Küchlein ihr,
Bleibet – Wo? – in Jesu Armen.
61. Rezitativ
Evangelist
Und von der sechsten Stunde an war eine Finsternis über das
ganze Land bis zu der neunten Stunde. Und um die neunte
Stunde schriee Jesus laut und sprach:
Jesus
Eli, lama asabthani?
Evangelist
Das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Etliche aber, die da stunden, da sie das höreten, sprachen sie:
Chor
Der rufet dem Elias!
Rezitativ
Evangelist
Und bald lief einer unter ihnen, nahm einen Schwamm und
füllete ihn mit Essig und steckete ihn auf ein Rohr und
tränkete ihn. Die andern aber sprachen:
Chor
Halt! lass sehen, ob Elias komme und ihm helfe?
Rezitativ
Evangelist
Aber Jesus schriee abermal laut und verschied.
62. Choral
Wenn ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir,
Wenn ich den Tod soll leiden,
So tritt du denn herfür!
Wenn mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
So reiss mich aus den Ängsten
Kraft deiner Angst und Pein!
63. Rezitativ
Evangelist
Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriss in
zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete,
und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf,
und stunden auf viel Leiber der Heiligen, die da schliefen,
und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung
und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.
Aber der Hauptmann und die bei ihm waren und
bewahreten Jesum, da sie sahen das Erdbeben und was
da geschah, erschraken sie sehr und sprachen:
Chor
Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.
Rezitativ
Evangelist
Und es waren viel Weiber da, die von ferne zusahen,
die da waren nachgefolget aus Galiläa
und hatten ihm gedienet, unter welchen war Maria Magdalena und Maria,
die Mutter Jacobi und Joses, und die Mutter der
Kinder Zebedäi.
Am Abend aber kam ein reicher Mann von Arimathia,
der hiess Joseph,
welcher auch ein Jünger Jesu war, der ging zu Pilato
und bat ihn um den Leichnam Jesu.
Da befahl Pilatus, man sollte ihm ihn geben.
64. Rezitativ Bass
Am Abend, da es kühle war,
Ward Adams Fallen offenbar;
Am Abend drücket ihn der Heiland nieder.
Am Abend kam die Taube wieder
Und trug ein Ölblatt in dem Munde.
O schöne Zeit! O Abendstunde!
Der Friedensschluss ist nun mit Gott gemacht,
Denn Jesus hat sein Kreuz vollbracht.
Sein Leichnam kömmt zur Ruh,
Ach! liebe Seele, bitte du,
Geh, lasse dir den toten Jesum schenken,
O heilsames, o köstlichs Angedenken!
65. Arie Bass
Mache dich, mein Herze, rein,
Ich will Jesum selbst begraben.
Denn er soll nunmehr in mir
Für und für
Seine süsse Ruhe haben.
Welt, geh aus, lass Jesum ein!
66. Rezitativ
Evangelist
Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in ein
rein Leinwand und legte ihn in sein eigen neu Grab,
welches er hatte lassen in einen Fels hauen,
und wälzete einen grossen Stein vor die Tür des Grabes
und ging davon. Es war aber allda Maria Magdalena
und die andere Maria, die satzten sich gegen das Grab.
Des andern Tages, der da folget nach dem Rüsttage,
kamen die Hohenpriester und Pharisäer sämtlich zu Pilato
und sprachen:
Chor
Herr, wir haben gedacht, dass dieser Verführer sprach, da er
noch lebete: Ich will nach dreien Tagen wieder auferstehen.
Darum befiehl, dass man das Grab verwahre bis an den
dritten Tag, auf dass nicht seine Jünger kommen und stehlen
ihn und sagen zu dem Volk: Er ist auferstanden von den Toten,
und werde der letzte Betrug ärger denn der erste!
Rezitativ
Evangelist
Pilatus sprach zu ihnen:
Pilatus
Da habt ihr die Hüter; gehet hin und verwahrets,
wie ihr’s wisset!
Evangelist
Sie gingen hin und verwahreten das Grab mit Hütern und
versiegelten den Stein.
67. Rezitativ und Chor
Bass
Nun ist der Herr zur Ruh gebracht.
Mein Jesu, gute Nacht!
Tenor
Die Müh ist aus, die unsre Sünden ihm gemacht.
Mein Jesu, gute Nacht!
Alt
O selige Gebeine,
Seht, wie ich euch mit Buss und Reu beweine,
Dass euch mein Fall in solche Not gebracht!
Mein Jesu, gute Nacht!
Sopran
Habt lebenslang
Vor euer Leiden tausend Dank,
Dass ihr mein Seelenheil so wert geacht’.
Mein Jesu, gute Nacht!
68. Chor
Wir setzen uns mit Tränen nieder
Und rufen dir im Grabe zu:
Ruhe sanfte, sanfte ruh!
Ruht, ihr ausgesognen Glieder!
Euer Grab und Leichenstein
Soll dem ängstlichen Gewissen
Ein bequemes Ruhekissen
Und der Seelen Ruhstatt sein.
Höchst vergnügt schlummern da die Augen ein.
Anselm Hartinger, translation by Alice Noger-Gradon
Bach’s st matthew passion bwv 244 – Compositional background, musical conception and legacy of a masterpiece
“the entire work is born of such a deep union of the heart and art that it is an equally high testament to christian piety and humility as it is to the creative genius and innate power of man.” (ludwig rellstab, 1830)
I.
The double-choir St Matthew Passion, already termed the “grosse Bassion” (great Passion) in an early posthumous tribute by the Bach family, is one of Bach’s most comprehensive and significant sacred compositions. Indeed, since its spectacular reperformance by Mendellsohn and Zelter in 1829 (albeit of a substantially abridged version), it is the work that has most lastingly shaped modern perceptions of the great composer. One key to the Passion’s enduring success lies in its use of text: while the libretto primarily draws on Luther’s bible translation and chorales from the reformed church, the baroque verses so vilified by the Romantics as “abominable German church texts” and rancorous “religious hot air” (Carl Friedrich Zelter) are reserved for the contemplative arias and choruses. It was, how ever, precisely these highly stylised verses that were particularly appreciated by the congregations of Bach’s time, mainly because they lent the biblical narrative a contemporary quality and transported its message to their daily lives. This interplay between contrasting textual levels, listener expectations and compositional tradition not only explains the contentious reception of this monumental work over the past 300 years, it also allows us to grasp the complexity of attempting such a composition, and to fully appreciate the distinction of Bach’s achievement.
Although the St Matthew Passion is today considered an archetypal example of Bach’s art – and of baroque sacred music in general – in Bach’s time, composing a dramatic setting of Jesus’ hour of suffering represented a highly controversial undertaking. It was not without reason that many theologians were highly sceptical of a panoramic musical setting, replete with drastic baroque poetry and musical speech, of the redemptive yet vitriolic events of the crucifixion. The composition, however, also had numerous advocates, including the poet Erdmann Neumeister, a founder of the “sacred cantata” (whose work Bach had already set to music) and the Lutheran superintendent and Pastor Primarius in Weissenfels and Hamburg. And only two years before Bach’s appointment as Thomascantor in Leipzig, a controversial pamphlet (Johann Ephraim Scheibel, Zufällige Gedancken von der Kirchenmusik (General Thoughts on Church Music)) was published in that city, arguing passionately for a dynamic interpretation of the biblical word using a modern “theatrical” style. It was a sign of the times that Bach, upon being sworn in as Thomascantor, was required to confirm that he would refrain from an excessively operatic compositional style. This was not a mere nicety, but evidence of the grave controversy surrounding the place of concerted music in church services. Although a modern musical setting of the Passion (Georg Philipp Telemann’s “Brockespassion”) had already been performed in 1717 in Leipzig’s Neukirche, the Lutheran Orthodoxy remained so dominant that it was not until 1721 that an oratorio setting of the Passion was officially introduced into the city’s church music calendar. This performance was scheduled for the vesper service on Good Friday, and alternated between the two main churches, St Nikolai and St Thomas, from year to year. Evidently, the wishes of Leipzig’s mondaine bourgeoisie for an elegant church music in courtly style could no longer be resisted, and it is to this new zeitgeist that Bach, at that time Kappelmeister in Köthen, partially owed his appointment to Leipzig. With a sermon of at least one hour situated between the two parts of the Passion, these Good Friday vespers would have been protracted under any circumstances. When the composer’s name was Bach, the services expanded into a veritable marathon, demanding exceptional endurance from performers and congregation alike.
Despite its seminal place in sacred music, the compositional history of the St Matthew Passion is less certain than the work’s popularity would suggest. After Bach had performed two highly contrasting versions of his St John Passion in 1724 and 1725, and a St Mark Passion (long attributed to Reinhard Keiser) in 1726, the first version of his St Matthew Passion (known as the early version BWV 244b) was probably performed on Good Friday in 1727. It is this version – most likely based on older versions – that Andreas Glöckner reconstructed in a single volume for the publication of the Neuen Bachausgabe (New Bach Edition).
The text for the St Matthew Passion was written by Bach’s trusted librettist Christian Friedrich Henrici, known as Picander, who was able to draw on the Passion verses of Barthold Hinrich Brockes and Johann Friedrich Hunold, among others, as well as a cycle of sermons by the Rostock theologian Heinrich Müller. In March and April of 1729, Bach was faced with the dual burden of writing the funeral music for his former employer Leopold von Anhalt- Köthen (“Klagt, Kinder, klagt es aller Welt” BWV 244a) and preparing the regular Passion performance. Although there is no clear evidence that these worldly events affected Bach’s perception of spiritual matters, he appears to have revised his composition so extensively – from a single choir to a double choir, double orchestra work – that, since the 19th century, 1729 has been considered the actual composition year of the St Matthew Passion. It wasn’t until 1736 that Bach had performance parts for this “new” version prepared; these parts survive to this day. According to a report of the sacristan Johann Christoph Rost, the 1736 performance took place with both organs of the St Thomas church – including the instrument above the choir, the so-called schwalbennest, which had been restored in 1727 – and thus with two separately positioned continuo ensembles. In this version, Bach also integrated the opening movement of the second version of his St John Passion from 1725, the chorale “O Mensch, bewein dein Sünde gross”, into the heart of the work. It was during preparations for this performance that Bach completed his famous fair copy of the score. Written entirely in his own hand with distinctive red ink for the part of the Evangelist, it has since been elevated to a symbol of Bach’s devoutness and musical theology. The fact that Bach himself restored the manuscript when it was later damaged is further testimony to the value he placed on it. In contrast, a definitive score for the St John Passion, which Bach began in 1739, was abandoned after only a few movements. Indeed, considering that a final version of the St John Passion never materialised during Bach’s entire Leipzig period, it is possible that the early appreciation given to the St Matthew Passion was in part owing to its largely complete character.
Bach later added other parts, including one for harpsichord, presumably for the Passion’s reperformance in 1742. As an interesting development, the tradition of including a boy’s choir for the chorale “O Lamb of God, unspotted” goes back to the performance practice of the 19th century, when musicians sought to render the baroque school-choir sound using the mixed vocal ensembles of the day. It appears that music directors of the Romantic period felt the purity of boys’ voices lent a more ecclesiastical touch to Bach’s music, which was still often perceived as unchurchlike and too naturalistic. In this sense, Bach’s St Matthew Passion as we know it today is a gesamtkunstwerk that has evolved over the centuries through the fascinating connection between the conceptual work of the composer and its interpretation by musicians and audiences.
II.
The overarching unity of the St Matthew Passion easily belies the keen sense of detail Bach applied to its composition. Of particular note is his handling of the double-choir scoring: instead of allowing it to dominate the work, Bach reserves the contrasting effect of the dual vocal ensemble for pivotal scenes that require a call-and-answer effect to secure the dramatic realisation of the narrative. These include the introductory movement in which choir II responds fearfully to the summons of choir I (“Come ye daughters, share my mourning, See ye! – Whom?”) and the “thunder and lightning” chorus, in which the choirs invoke natural disasters as punishment for the torture of God’s son. In most other ensemble movements, however, the choirs are either melded in quasi-unison or appear individually, primarily because the main figures of the bible and the later sympathisers represent different spheres. Nonetheless, the expansive introductory chorus incorporates both dimensions of the early Christian Passion and the later reflection thereon, thereby endowing the brutal events of Christ’s suffering with both distance and a critical perspective that may well influence how it is experienced by performers and audiences. Considering the movement is structured as a concertante arrangement of “O Lamb of God, unspotted”, these stark contrasts are reconciled by the stabilising dimension of the chorale and justified in the tradition of the Lutheran church song.
The recitatives of the St Matthew Passion possess a particularly expressive power. In light of the narrative’s scope – the work sets no less than two full chapters of the gospel according to St Matthew to music – these passages required exceptional compositional finesse to prevent the work from deteriorating into a torturous repetition of musical formulas. While the chorale passions of the 16th and 17th centuries escaped this dilemma through the use of liturgical chant, a more individual and differentiated approach was required to suit listener expectations in the 18th century. Notably, Bach set all of Christ’s words in an arioso style with string accompaniment. This approach can be interpreted as a musical solution to a theological paradox: while Jesus is a (fellow) sufferer in the eyes of Matthew, the radiant holiness of the strings’ sound underscores his sublime divinity. A lively performance in the tradition of baroque rhetorical flourishes and accents succeeds in lending the Evangelist’s part an inherent vitality – it is thus unsurprising that a concert critique from 1847 noted that the part demanded “not only an accomplished, but also a thinking singer”. This may well explain why the Evangelist in Mendelssohn’s seminal reperformance in 1829 was played by his friend Eduard Devrient, an actor, whose performance tended more to the declamatory than the belcanto.
By including twelve simple chorales in the work, Bach may have intended to enhance its relation to the church service and provide the congregation with points of reference in the vast composition. At the same time, these exquisitely harmonised verses also act as an impassioned commentary on the narrative’s events and the exemplary process of realisation it describes. Interestingly, this “process of realisation” is perhaps even better expressed by the former East German concept of “ideale Miterlebende” (idealogical companions) – although this nuance could hardly have been intended by the term’s secularist proponents. When Jesus prophesises that all his disciples will abandon him and the chorists stubbornly answer “I will here by thee stand now”, and when the mockery and illtreatment of the saviour provokes them to utter an angry “Who hath thee thus so smitten?”, culminating in the damning realisation “I, I and my transgressions”, then an elementary need breaks forth to intervene in the shocking events, although they promise to lead to redemption, and to change the course of history by force. This dialogue recurs not only in the chorales, but also in moments such as the interjections of choir II of “Free him, hold off, bind him not!” and represents an active call for benevolence and the prevention of suffering, distress and injustice that transcends both the narrative and time. The finesse with which Bach interprets such developments is particularly evident in the chorale movement “I will here by thee stand now; O put me not to scorn!”, which he set to exactly the same music as an earlier movement “Acknowledge me, my keeper, My shepherd, make me thine!” albeit in E-flat major, rather than the original E major. This harmonic “degradation” – a distance of no less than seven perfect fifths – can only be ascribed to the denial of Peter and the disciples that occurred between these two movements. It is difficult to conceive of more subtle means to evoke the shame and lowliness of these actions.
The underlying lyrical tone of the St Matthew Passion consistently embraces new possibilities. This is evident as early as the introductory choir, which, in contrast to the bleakly majestic “Lord, thou our master” of the St John Passion, evokes a poignant atmosphere of mourning. The work then proceeds with a patience and calm that permeates not just the scene at the Mount of Olives, but also Bach’s rendering of Jesus’ emotions, including his despondency. The fact that St Matthew’s symbol is a man (in contrast to the eagle of St John) is captured sensitively by Bach and Picander throughout the work. It is thus fitting that in the second part of the Passion, the lament of the faithful Christian heart (“Ah, now is my Jesus gone!”) is answered with a passage from the Song of Solomon (“Where has your beloved gone, most beautiful of women?”). Unlike the valiant Christ of the St John Passion – a man who fights amidst the raging crowd for his rights, his life and earthly salvation – the Jesus of the St Matthew Passion disarmingly wins over his enemies through his magnanimous silence and unconditional love. Scored for a fragile wind section of transverse flute and two oboes da caccia (with no basso continuo), the bewildered yet ethereal soprano aria “For love now would my saviour perish” inimitably instils this core message in the listeners’ mind. And it is no doubt this noble composure in the face of abandonment, rather than Jesus’ resurrection (which Bach treats with restraint), that precipitated the guards’ sudden revelation, declared by both choirs in unison: “Truly, this man was God’s own Son”. Were there a single moment in the Passion that epitomised the substance and quality of the composition, it would be these two bars of sublime beauty. Unlike the St John Passion, the St Matthew Passion doesn’t culminate in relief when the suffering ceases (“Rest well, ye holy bones and members”), but in a pain-filled choir of lament in C minor. This final movement seems to unify everyone involved in the work across time – from the distraught disciples of the New Testament, the boys of the St Thomas Choir in Bach’s own time, the grieving friends at Mendelssohn’s funeral in Leipzig, to today’s musicians and audiences – in the concluding proclamation: “Wir setzen uns mit Tränen nieder.” (We lay ourselves with weeping prostrate).