O holder Tag, erwünschte Zeit

BWV 210 // For a wedding

(O lovely day, O hoped-for time) for soprano, transverse flute, oboe d’amore, strings and basso continuo

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Workshop
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Reflective lecture
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«Lutzogram» for the introductory workshop

Rudolf Lutz’s manuscript for the workshop
Download (PDF)

Performers

Soloists

Soprano
Marie Luise Werneburg

Orchestra

Conductor & harpsichord
Rudolf Lutz

Violin
Éva Borhi, Péter Barczi

Viola
Martina Bischof

Violoncello
Daniel Rosin

Violone
Markus Bernhard

Transverse flute
Marc Hantaï

Oboe d’amore
Andreas Helm

Musical director & conductor

Rudolf Lutz

Workshop

Participants
Rudolf Lutz, Pfr. Niklaus Peter

Reflective lecture

Speaker
Jürg Kienberger

Recording & editing

Recording date
23/06/2023

Recording location
Rorschach SG (Switzerland) // Würth Haus Rorschach, Carmen Würth Saal

Sound engineer
Stefan Ritzenthaler

Producer
Meinrad Keel

Executive producer
Johannes Widmer

Production
GALLUS MEDIA AG, Schweiz

Producer
J.S. Bach-Stiftung, St. Gallen, Schweiz

About the work

Librettist

First performance
Probably 19 September 1741 in Berlin

Text
Unknown source

Libretto

1. Rezitativ — Sopran

O holder Tag, erwünschte Zeit,
willkommen, frohe Stunden!
Ihr bringt ein Fest, das uns erfreut.
Weg, Schwermut, weg! weg, Traurigkeit!
Der Himmel, welcher vor uns wachet,
hat euch zu unsrer Lust gemachet:
Drum lasst uns fröhlich sein!
Wir sind von Gott darzu verbunden,
uns mit den Frohen zu erfreun.

2. Arie — Sopran

Spielet, ihr beseelten Lieder,
werfet die entzückte Brust
in die Ohnmacht sanfte nieder!
Aber durch der Saiten Lust
stärket und erholt sie wieder!

3. Rezitativ — Sopran

Doch, haltet ein,
ihr muntern Saiten;
denn bei verliebten Eheleuten
soll‘s stille sein.
Ihr harmoniert nicht mit der Liebe;
denn eure angebornen Triebe
verleiten uns zur Eitelkeit,
und dieses schickt sich nicht zur Zeit.
Ein frommes Ehepaar
will lieber zu dem Dankaltar
mit dem Gemüte treten
und ein beseeltes Abba beten;
es ist vielmehr im Geist bemüht
und dichtet in der Brust ein angenehmes Lied.

4. Arie — Sopran

Ruhet hie, matte Töne,
matte Töne, ruhet hie!
Eure zarte Harmonie
ist vor die beglückte Eh‘
nicht die wahre Panacee.

5. Rezitativ — Sopran

So glaubt man denn, dass die Musik verführe
und gar nicht mit der Liebe harmoniere?
O nein! Wer wollte denn nicht ihren Wert betrachten,
auf den so hohe Gönner achten?
Gewiss, die gütige Natur
zieht uns von ihr auf eine höhre Spur.
Sie ist der Liebe gleich, ein großes Himmelskind,
nur, dass sie nicht, als wie die Liebe, blind;
sie schleicht in alle Herzen ein
und kann bei Hoh‘ und Niedern sein.
Sie lockt den Sinn
zum Himmel hin
und kann verliebten Seelen
des Höchsten Ruhm erzählen.
Ja, heißt die Liebe sonst weit stärker als der Tod,
wer leugnet? Die Musik stärkt uns in Todes Not.
O wundervolles Spiel!
Dich, dich verehrt man viel.
Doch, was erklingt dort vor ein Klagelied,
das den geschwinden Ton beliebter Saiten flieht?

6. Arie — Sopran

Schweigt, ihr Flöten, schweigt, ihr Töne,
denn ihr klingt dem Neid nicht schöne,
eilt durch die geschwärzte Luft,
bis man euch zu Grabe ruft!

7. Rezitativ — Sopran

Was Luft? Was Grab?
Soll die Musik verderben,
die uns so großen Nutzen gab?
Soll so ein Himmelskind ersterben,
und zwar für eine Höllenbrut?
O nein!
Das kann nicht sein.
Drum auf, erfrische deinen Mut!
Die Liebe kann vergnügte Saiten
gar wohl vor ihrem Throne leiden.
Indessen lass dich nur den blassen Neid verlachen,
was wird sich dein Gesang aus Satans Kindern
machen?
Genug, dass dich der Himmel schützt,
wenn sich ein Feind auf dich erhitzt.
Getrost, es leben noch Patronen,
die gern bei deiner Anmut wohnen.
Und einen solchen Mäzenat
sollst du auch itzo in der Tat
an seinem Hochzeitfest verehren.
Wohlan, lass deine Stimme hören!

8. Arie — Sopran

Großer Gönner, dein Vergnügen
muss auch unsern Klang besiegen,
denn du verehrst uns deine Gunst.
Unter deinen Weisheitsschätzen
kann dich nichts so sehr ergötzen
als der süßen Töne Kunst.

9. Rezitativ — Sopran

Hochteurer Mann, so fahre ferner fort,
der edlen Harmonie wie itzt geneigt zu bleiben;
so wird sie dir dereinst die Traurigkeit vertreiben.
So wird an manchem Ort
dein wohlverdientes Lob erschallen,
dein Ruhm wird wie ein Demantstein,
ja wie ein fester Stahl beständig sein,
bis dass er in der ganzen Welt erklinge.
Indessen gönne mir,
dass ich bei deiner Hochzeit Freude
ein wünschend Opfer zubereite
und nach Gebühr
dein künftig Glück und Wohl besinge.

10. Arie — Sopran

Seid beglückt, edle Beide,
edle Beide, seid beglückt!
Beständige Lust
erfülle die Wohnung, vergnüge die Brust,
bis dass euch die Hochzeit des Lammes erquickt.

Bibliographical references

All libretti sourced from Neue Bach-Ausgabe. Johann Sebastian Bach. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, published by the Johann-Sebastian-Bach-Institut Göttingen and the Bach-Archiv Leipzig, Series I (Cantatas), vol. 1–41, Kassel and Leipzig, 1954–2000.
All in-depth analyses by Anselm Hartinger (English translations/editing by Alice Noger-Gradon/Mary Carozza) based on the following sources:  Hans-Joachim Schulze, Die Bach-Kantaten. Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs, Leipzig, 2nd edition, 2007; Alfred Dürr, Johann Sebastian Bach. Die Kantaten, Kassel, 9th edition, 2009, and Martin Petzoldt, Bach-Kommentar. Die geistlichen Kantaten, Stuttgart, vol. 1, 2nd edition, 2005 and vol. 2, 1st edition, 2007.

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