Weihnachtsoratorium
BWV 248 // Weihnachtsoratorium
«Jauchzet, frohlocket» – Bachs Oratorium der Ermutigung und des Neubeginns
Das Weihnachtsoratorium präsentiert sich als Zyklus ähnlich aufgebauter Einzelwerke, deren Kontinuität neben der durchlaufenden Evangelienrezitation nach Lukas und Matthäus auf wiederkehrenden Satztypen und einer aus Bachs Kantatenœuvre vertrauten Dramaturgie beruht.
Mit unserer kantatenweisen Aufführungsfolge unterstrichen wir die Vielgestaltigkeit des Weihnachtsoratoriums; genauso gültig wäre aber auch eine Gesamtaufführung gewesen, was einmal mehr auf den kompositorischen Genius des Thomaskantors hinweist. Es gibt wohl nur wenige Werke, die sowohl in den einzelnen Teilen als auch als Summe der Teile dieselbe Strahlkraft erreichen.
Die Aufzeichnungen der einzelnen Kantaten, der Werkeinführungen, der Reflexionen und weiterführende Informationen (Ausführende, musikalisch-theologische Anmerkungen u.v.m.) finden Sie hier:
BWV 248, 1. Teil: Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, Kantate zum ersten Weihnachtstag
BWV 248, 2. Teil: Und es waren Hirten in derselben Gegend, Kantate zum zweiten Weihnachtstag
BWV 248, 3. Teil: Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen, Kantate zum dritten Weihnachtstag
BWV 248, 4. Teil: Fallt mit Danken, fallt mit Loben, Kantate zum Fest der Beschneidung Christi
BWV 248, 5. Teil: Ehre sei dir, Gott, gesungen, Kantate zum Sonntag nach Neujahr
BWV 248, 6. Teil: Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben, Kantate zum Dreikönigsfest
Musikal. Leitung & Dirigent
Rudolf Lutz
Text des Werks und musikalisch-theologische Anmerkungen
BWV 248, I. Teil
1. Chor
Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage,
rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage,
stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!
Dienet dem Höchsten mit herrlichen Chören,
laßt uns den Namen des Herrschers verehren!
2. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augusto ausging, daß alle Welt geschätzet würde. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt David, die da heißet Bethlehem; darum, daß er von dem Hause und Geschlechte David war: auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte.«
3. Rezitativ — Alt
Nun wird mein liebster Bräutigam,
nun wird der Held aus Davids Stamm
zum Trost, zum Heil der Erden
einmal geboren werden.
Nun wird der Stern aus Jakob scheinen,
sein Strahl bricht schon hervor.
Auf, Zion, und verlasse nun das Weinen,
dein Wohl steigt hoch empor!
4. Arie — Alt
Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben,
den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn!
Deine Wangen
müssen heut viel schöner prangen,
eile, den Bräutigam sehnlichst zu lieben!
5. Choral
Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn’ ich dir?
O aller Welt Verlangen,
o meiner Seelen Zier!
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissend sei!
6. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippen, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.«
7. Choral — Sopran und Rezitativ — Bass
Er ist auf Erden kommen arm,
Wer will die Liebe recht erhöhn,
die unser Heiland vor uns hegt?
daß er unser sich erbarm
Ja, wer vermag es einzusehen,
wie ihn der Menschen Leid bewegt?
und in dem Himmel mache reich
Des Höchsten Sohn kömmt in die Welt,
weil ihm ihr Heil so wohl gefällt,
und seinen lieben Engeln gleich.
so will er selbst als Mensch geboren werden.
Kyrieleis!
8. Arie— Bass
Großer Herr, o starker König,
liebster Heiland, o wie wenig
achtest du der Erden Pracht!
Der die ganze Welt erhält,
ihre Pracht und Zier erschaffen,
muß in harten Krippen schlafen.
9. Choral
Ach mein herzliebes Jesulein,
mach dir ein rein sanft Bettelein,
zu ruhn in meines Herzens Schrein,
daß ich nimmer vergesse dein!
BWV 248, II. Teil
10. Sinfonia
11. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herren Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herren leuchtet um sie, und sie furchten sich sehr.«
12. Choral
Brich an, o schönes Morgenlicht,
und laß den Himmel tagen!
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
weil dir die Engel sagen,
daß dieses schwache Knäbelein
soll unser Trost und Freude sein,
dazu den Satan zwingen
und letztlich Friede bringen!
13. Rezitativ — Duett Evangelist: Tenor, Engel: Sopran
evangelist:
»Und der Engel sprach zu ihnen:
engel:
Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, wel- cher ist Christus, der Herr, in der Stadt David.«
14. Rezitativ — Bass
Was Gott dem Abraham verheißen,
das läßt er nun dem Hirtenchor erfüllt erweisen.
Ein Hirt hat alles das zuvor
von Gott erfahren müssen.
Und nun muß auch ein Hirt die Tat,
was er damals versprochen hat,
zuerst erfüllet wissen.
15. Arie — Tenor
Frohe Hirten, eilt, ach eilet,
eh ihr euch zu lang verweilet,
eilt, das holde Kind zu sehn!
Geht, die Freude heißt zu schön,
sucht die Anmut zu gewinnen,
geht und labet Herz und Sinnen!
16. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.«
17. Choral
Schaut hin, dort liegt im finstern Stall,
des Herrschaft gehet überall!
Da Speise vormals sucht ein Rind,
da ruhet itzt der Jungfrau’n Kind.
18. Rezitativ — Bass
So geht denn hin, ihr Hirten, geht,
daß ihr das Wunder seht!
Und findet ihr des Höchsten Sohn
in einer harten Krippe liegen,
so singet ihm bei seiner Wiegen
aus einem süßen Ton
und mit gesamtem Chor
dies Lied zur Ruhe vor:
19. Arie — Alt
Schlafe, mein Liebster, genieße der Ruh,
wache nach diesem vor aller Gedeihen!
Labe die Brust,
empfinde die Lust,
wo wir unser Herz erfreuen!
20. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und alsobald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:«
21. Chor
»Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.«
22. Rezitativ — Bass
So recht, ihr Engel, jauchzt und singet, daß es uns heut so schön gelinget! Auf denn! Wir stimmen mit euch ein; uns kann es so wie euch erfreun.
23. Choral
Wir singen dir in deinem Heer
aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr,
daß du, o lang gewünschter Gast,
dich nunmehr eingestellet hast.
BWV 248, III. Teil
24. Chor
Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen,
laß dir die matten Gesänge gefallen,
wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht!
Höre der Herzen frohlockendes Preisen,
wenn wir dir itzo die Ehrfurcht erweisen,
weil unsre Wohlfahrt befestiget steht!
25. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander:«
26. Chor
»Lasset uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.«
27. Rezitativ — Bass
Er hat sein Volk getröst‘,
er hat sein Israel erlöst,
die Hülf aus Zion hergesendet
und unser Leid geendet.
Seht, Hirten, dies hat er getan;
geht, dieses trefft ihr an!
28. Choral
Dies hat er alles uns getan,
sein groß Lieb zu zeigen an;
des freu sich alle Christenheit
und dank ihm des in Ewigkeit.
Kyrieleis!
29. Arie — Duett Sopran, Bass
Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen
tröstet uns und macht uns frei.
Deine holde Gunst und Liebe,
deine wundersamen Triebe
machen deine Vatertreu
wieder neu.
30. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und sie kamen eilend und funden beide, Mariam und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kind gesaget war. Und alle, für die es vor kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesaget hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.«
31. Arie — Alt
Schließe, mein Herze, dies selige Wunder
fest in deinem Glauben ein!
Lasse dies Wunder,
die göttlichen Werke,
immer zur Stärke
deines schwachen Glaubens sein!
32. Rezitativ — Alt
Ja, ja, mein Herz soll es bewahren,
was es an dieser holden Zeit
zu seiner Seligkeit
für sicheren Beweis erfahren.
33. Choral
Ich will dich mit Fleiß bewahren,
ich will dir
leben hier,
dir will ich abfahren,
mit dir will ich endlich schweben
voller Freud
ohne Zeit
dort im andern Leben.
34. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und die Hirten kehrten wieder um, preiseten und lobten Gott um alles, das sie gesehen und gehöret hatten, wie denn zu ihnen gesaget war.«
35. Choral
Seid froh dieweil,
dass euer Heil
ist hie ein Gott und auch ein Mensch geboren,
der, welcher ist
der Herr und Christ
in Davids Stadt, von vielen auserkoren.
Chorus I ab initio repetatur et claudatur (Wiederholung Eingangschor)
Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen,
laß dir die matten Gesänge gefallen,
wenn dich dein Zion mit Psalmen erhöht!
Höre der Herzen frohlockendes Preisen,
wenn wir dir itzo die Ehrfurcht erweisen,
weil unsre Wohlfahrt befestiget steht!
BWV 248, IV. Teil
36. Chor
Fallt mit Danken, fallt mit Loben
vor des Höchsten Gnadenthron!
Gottes Sohn
will der Erden
Heiland und Erlöser werden,
Gottes Sohn
dämpft der Feinde Wut und Toben.
37. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genennet Jesus, welcher genennet war von dem Engel, ehe denn er im Mutterleibe Heiland und Erlöser werden, empfangen ward.«
38. Rezitativ und Choral — Duett Bass, Sopran
Immanuel, o süßes Wort!
Mein Jesus heißt mein Hort,
mein Jesus heißt mein Leben.
Mein Jesus hat sich mir ergeben,
mein Jesus soll mir immerfort
vor meinen Augen schweben.
Mein Jesus heißet meine Lust,
mein Jesus labet Herz und Brust.
Jesu, du mein liebstes Leben,
meiner Seelen Bräutigam,
Komm! Ich will dich mit Lust umfassen,
mein Herze soll dich nimmer lassen,
der du dich vor mich gegeben
an des bittern Kreuzes Stamm!
ach! So nimm mich zu dir!
Auch in dem Sterben sollst du mir
das Allerliebste sein;
in Not, Gefahr und Ungemach
seh ich dir sehnlichst nach.
Was jagte mir zuletzt der Tod für Grauen ein?
Mein Jesus! Wenn ich sterbe,
so weiß ich, daß ich nicht verderbe.
Dein Name steht in mir geschrieben,
der hat des Todes Furcht vertrieben.
39. Arie — Sopran
Flößt, mein Heiland, flößt dein Namen
auch den allerkleinsten Samen
jenes strengen Schreckens ein?
Nein, du sagst ja selber nein,
Nein!
Sollt ich nun das Sterben scheuen?
Nein, dein süßes Wort ist da!
Oder sollt ich mich erfreuen?
Ja, du Heiland sprichst selbst ja,
Ja!
40. Rezitativ und Choral — Duett Bass, Sopran
Wohlan, dein Name soll allein
in meinem Herzen sein!
Jesu, meine Freud und Wonne,
meine Hoffnung, Schatz und Teil,
So will ich dich entzücket nennen,
wenn Brust und Herz zu
dir vor Liebe brennen.
mein Erlösung, Schmuck und Heil,
Doch, Liebster, sage mir:
Wie rühm ich dich, wie dank ich dir?
Hirt und König, Licht und Sonne,
ach! wie soll ich würdiglich,
mein Herr Jesu, preisen dich?
41. Arie — Tenor
Ich will nur dir zu Ehren leben,
mein Heiland, gib mir Kraft und Mut,
daß es mein Herz recht eifrig tut!
Stärke mich,
deine Gnade würdiglich
und mit Danken zu erheben!
42. Choral
Jesus richte mein Beginnen,
Jesus bleibe stets bei mir,
Jesus zäume mir die Sinnen,
Jesus sei nur mein Begier,
Jesus sei mir in Gedanken,
Jesu, lasse mich nicht wanken!
43. Chor
Ehre sei dir, Gott, gesungen,
dir sei Lob und Dank bereit’.
Dich erhebet alle Welt,
weil dir unser Wohl gefällt,
weil anheut
unser aller Wunsch gelungen,
weil uns dein Segen so herrlich erfreut.
44. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit des Königes Herodis, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem und sprachen:«
45. Chor und Rezitativ — Alt
»Wo ist der neugeborne König der Jüden?«
Sucht ihn in meiner Brust,
hier wohnt er, mir und ihm zur Lust!
»Wir haben seinen Stern gesehen im
Morgenlande und sind kommen,
ihn anzubeten.«
Wohl euch, die ihr dies Licht gesehen,
es ist zu eurem Heil geschehen!
Mein Heiland, du, du bist das Licht,
das auch den Heiden scheinen sollen,
und sie, sie kennen dich noch nicht,
als sie dich schon verehren wollen.
Wie hell, wie klar muß nicht dein Schein,
geliebter Jesu, sein!
46. Choral
Dein Glanz all Finsternis verzehrt,
die trübe Nacht in Licht verkehrt.
Leit uns auf deinen Wegen,
daß dein Gesicht
und herrlichs Licht
wir ewig schauen mögen!
47. Arie — Bass
Erleucht auch meine finstre Sinnen,
erleuchte mein Herze
durch der Strahlen klaren Schein!
Dein Wort soll mir die hellste Kerze
in allen meinen Werken sein;
dies lässet die Seele nichts Böses beginnen.
48. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem.«
49. Rezitativ — Alt
Warum wollt ihr erschrecken?
Kann meines Jesu Gegenwart
euch solche Furcht erwecken?
O! solltet ihr euch nicht
vielmehr darüber freuen,
weil er dadurch verspricht,
der Menschen Wohlfahrt zu verneuen.
50. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und ließ versammlen alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschete von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande, bist mitnichten die kleinest unter den Fürsten Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei.«
51. Arie — Terzett Sopran, Alt, Tenor
Ach, wenn wird die Zeit erscheinen?
Ach, wenn kömmt der Trost der Seinen?
Schweigt, er ist schon würklich hier!
Jesu, ach so komm zu mir!
52. Rezitativ — Alt
Mein Liebster herrschet schon.
Ein Herz, das seine Herrschaft liebet
und sich ihm ganz zu eigen gibet,
ist meines Jesu Thron.
53. Choral
Zwar ist solche Herzensstube
wohl kein schöner Fürstensaal,
sondern eine finstre Grube;
doch, sobald dein Gnadenstrahl
in denselben nur wird blinken,
wird es voller Sonnen dünken.
54. Chor
Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben,
so gib, daß wir im festen Glauben
nach deiner Macht und Hülfe sehn!
Wir wollen dir allein vertrauen,
so können wir den scharfen Klauen
des Feindes unversehrt entgehn.
55. Rezitativ — Evangelist: Tenor; Herodes: Bass
evangelist:
»Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernet mit Fleiß von ihnen, wenn der Stern erschienen wäre? Und weiset sie gen Bethlehem und sprach:
herodes:
Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein, und wenn ihrs findet, sagt mirs wieder, daß ich auch komme und es anbete.«
56. Rezitativ — Sopran
Du Falscher, suche nur den Herrn zu fällen,
nimm alle falsche List,
dem Heiland nachzustellen;
der, dessen Kraft kein Mensch ermißt,
bleibt doch in sichrer Hand.
Dein Herz, dein falsches Herz ist schon,
nebst aller seiner List, des Höchsten Sohn,
den du zu stürzen suchst, sehr wohl bekannt.
57. Arie — Sopran
Nur ein Wink von seinen Händen
stürzt ohnmächtger Menschen Macht.
Hier wird alle Kraft verlacht!
Spricht der Höchste nur ein Wort,
seiner Feinde Stolz zu enden,
o, so müssen sich sofort
Sterblicher Gedanken wenden.
58. Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Als sie nun den König gehöret hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging für ihnen hin, bis daß er kam und stund oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet und gingen in das Haus und funden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und täten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen.«
59. Choral
Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesulein, mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin! es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin,
und laß dirs wohlgefallen!
Rezitativ — Evangelist: Tenor
»Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie sich nicht sollten wieder zu Herodes lenken, und zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land.«
61. Rezitativ — Tenor
So geht! Genug, mein Schatz geht nicht von hier,
er bleibet da bei mir,
ich will ihn auch nicht von mir lassen.
Sein Arm wird mich aus Lieb
mit sanftmutsvollem Trieb
und größter Zärtlichkeit umfassen;
er soll mein Bräutigam verbleiben,
ich will ihm Brust und Herz verschreiben.
Ich weiß gewiß, er liebet mich,
mein Herz liebt ihn auch inniglich
und wird ihn ewig ehren.
Was könnte mich nun für ein Feind
bei solchem Glück versehren!
Du, Jesu, bist und bleibst mein Freund;
und werd ich ängstlich zu dir flehn:
Herr, hilf!, so laß mich Hülfe sehn!
62. Arie — Tenor
Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken;
was könnt ihr mir für Furcht erwecken?
Mein Schatz, mein Hort ist hier bei mir.
Ihr mögt euch noch so grimmig stellen,
droht nur, mich ganz und gar zu fällen,
doch seht! mein Heiland wohnet hier.
63. Rezitativ — Sopran, Alt, Tenor, Bass
Was will der Höllen Schrecken nun?
Was will uns Welt und Sünde tun,
da wir in Jesu Händen ruhn?
64. Choral
Nun seid ihr wohl gerochen
an eurer Feinde Schar,
denn Christus hat zerbrochen,
was euch zuwider war.
Tod, Teufel, Sünd und Hölle
sind ganz und gar geschwächt;
bei Gott hat seine Stelle
das menschliche Geschlecht.
«Jauchzet, frohlocket» – Bachs Oratorium der Ermutigung und des Neubeginns
Anselm Hartinger
Aus dem Booklet der Weihnachtsoratorium-CD
I.
J. S. Bachs Weihnachtsoratorium entstand zum Jahreswechsel 1734/35 und entstammt somit einer Periode, in der Bach eher selten noch neue Musik für seine Leipziger Kirchen komponierte. Vielmehr hatte er nach dem einzigartigen Kraftakt der Jahre 1723 bis 1726, in denen er zeitweise im Wochentakt neue Kantaten vorgelegt hatte, und infolge zunehmender Konflikte mit seinem städtischen Dienstherrn zu einem veränderten Amtsverständnis gefunden, das ihn wieder mehr auf seine Karriere als Tastenvirtuose und Leiter eines im Zimmermannischen Kaffeehaus aufspielenden Collegium musicum setzen liess. Entsprechend beschränkte Bach seine Präsenz auf der Chorempore wohl mehr und mehr auf einzelne Aufführungen zu den Hochfesten sowie eine lose Oberleitung der häufig von Assistenten geleiteten und vielfach auch mit Werken anderer Komponisten bestrittenen Kirchenmusik. Im Umfeld des Dresdener Regierungswechsels 1733 hatte er sich zudem auffällig um die Gunst des sächsisch-polnischen Herrscherhauses der Wettiner bemüht.
Das «Oratorium welches die heilige Weihnacht über in beyden Hauptkirchen zu Leipzig musiciret wurde Anno 1734» bedeutete in dieser Situation ein unerwartet intensives Engagement des Thomaskantors und setzte für die Leipziger Kirchenmusik nochmals neue Massstäbe. Zwar hatte Bach bereits mit seinem Choraljahrgang von 1724/25 eine auf den Hauptliedern des jeweiligen Sonn- und Feiertages beruhende zyklische Konzeption verfolgt, die sich auf Vorbilder seines Vorvorgängers Johann Schelle (1677‒1701) stützen konnte. Dass Bach aber für alle sechs Hauptgottesdienste zwischen Erstem Weihnachtstag und Dreikönigsfest eine aus einem Guss entwickelte Kantatenserie mit durchlaufender Evangelienrezitation – also ein erzählendes «Oratorium» ‒ vorlegte, bescherte den Leipziger Kirchenbesuchern ein attraktives und innovatives musiktheologisches Angebot.
Dabei war die Idee, einen Abschnitt des Neuen Testamentes zur Grundlage einer dramatischen musikalischen Darstellung zu machen, um 1730 bereits anderthalb Jahrhunderte alt. Bis zur barocken Textreform nach 1700, die erstmals die aus der Oper stammenden freien Formen von Rezitativ und Arie in den Bereich der Kirche versetzte, waren biblische «Kern-Sprüche» sowie dazu passende Liedstrophen ohnehin die Grundlage der lutherischen Kirchenmusik gewesen – ablesbar etwa an der «Weihnachtshistorie» des in Leipzig bestens bekannten Heinrich Schütz (1664) sowie an Johann Schelles «Actus musicus auf Weih-Nachten» (um 1683), der praktisch eine durch das Lukasevangelium gegliederte Partita über den Choral «Vom Himmel hoch» darstellt. Bereits Bachs oratorische Passionen nach Johannes (1724 und neu 1725) und Matthäus (1727/29) sowie Markus (1731) kombinierten diese Bibelwort-Choral-Tradition mit der Sprachkunst neu gedichteter Chöre, Arien und Accompagnato-Rezitative und verbanden so den ehrwürdigen Verkündigungstext und die gemeindliche Singtradition mit einer subjektiv aktualisierten Glaubensdeutung. Diesem tragfähigen Modell folgt auch das Weihnachtsoratorium, dem Bach vergleichbare kleinere Oratorien auch für die Hochfeste Ostern (BWV 249) und Himmelfahrt (BWV 11) zur Seite stellte. All diesen Kompilationen der 1730er Jahre ist gemeinsam, dass sie eine Neukomposition des Bibeltextes mit der via Parodieverfahren möglichen Wiederverwendung zahlreicher Arien- und Ensemblesätze insbesondere aus jenen Gelegenheitskantaten verbanden, die Bach für Geburtsfeste und Namenstage der königlichen Familie komponiert hatte. Spuren dieser weltlichen Originalfassungen finden sich in der Partitur des Weihnachtsoratoriums zuhauf – so erklärt sich die Einsatzfolge der Orchestergruppen im Eingangschor der Kantate I hörbar aus dem der Königin Maria Josepha 1733 gewidmeten Text «Tönet ihr Pauken, erschallet Trompeten, klingende Saiten, erfüllet die Luft». Und auch das beseelte Wiegenlied der Kantate II («Schlafe, mein Liebster») verdankt sich einer dem Kurprinzen Friedrich Christian zugedachten Arie – hier allerdings noch der betörenden Wollust und nicht der sorgenden Mutterliebe in den Mund gelegt. Dabei zeigen diese Beispiele, wie gut es Bach und seinem Textdichter – der womöglich wieder der verlässliche Picander war ‒ gelang, eine überzeugende Neufassung vorzulegen, die im Gewand der Weihnachtsfreude jede Qualitätsdiskussion verstummen lässt.
Eine im Textbuch des Oratoriums festgehaltene Besonderheit der Leipziger Aufführungspraxis war die abwechselnde Darbietung der figuralen Kirchenmusik in den beiden Hauptkirchen St. Nikolai und St. Thomas. Während an gewöhnlichen Sonntagen und kleineren Festtagen jeweils nur eine Gemeinde in den Genuss des musikalischen Höhepunktes kam – in unserem Fall erklangen die Kantaten III (3. Weihnachtstag) und V (Sonntag nach Neujahr) nur in der Nikolaikirche ‒, wurde an den grösseren Hauptfesten die Kantate «frühe» in der einen und am «Nachmittage» erneut in der anderen Hauptkirche dargeboten. Inwieweit musikalische «Kenner und Liebhaber» die Möglichkeit nutzten, das Oratorium als übergreifenden Zyklus zu erleben, wissen wir aufgrund des Fehlens einschlägiger Zeugnisse nicht. Dass die Gesamtaufführung für Bach und sein aus Thomanern, Stadtmusikern und Zusatzkräften bestehendes Kirchenensemble auch logistisch eine Herausforderung bedeutete, liegt jedoch auf der Hand – Weihnachten bei Bach war genauso arbeitsreich, wie es heutige Kantoren und Organisten kennen.
Während es in den Stimmen Hinweise auf spätere Wiederaufführungen in seiner Amtszeit gibt, spielte das Oratorium im Zuge der Wiederentdeckung Bachs im 19. Jahrhundert zunächst kaum eine Rolle. Zu sehr war die Wahrnehmung des Kirchenkomponisten von der Orgelmusik und der Matthäuspassion geprägt – nicht zufällig legte Carl von Winterfeld 1847 in einer der ersten Werkanalysen das Schwergewicht auf Bachs Choralbehandlung, während er das verstörend «galante Wesen» des Oratoriums den weltlichen Parodievorlagen anlastete. Zu allem Überfluss waren Bachs hochliegende Trompetenstimmen nach dem Verlust der barocken Clarinblaskunst ohne massive Bearbeitung kaum noch aufführbar; welche Teile des Oratoriums Carl Friedrich Zelter um 1828 in den halböffentlichen Singstunden seiner Singakademie zu Berlin aus den seinerzeit dort verwahrten Originalstimmen probte, ist daher unklar. Eine der ersten nachweisbaren Aufführungen fand 1844 in Breslau statt, wo die Kantaten I und II im Rahmen einer Weihnachtsfeier der dortigen Singakademie erklangen. Was der Rezensent meinte, als ihn diese «fast unbekannte Weihnachtscantate von S. Bach … auffallend an die neuere Zeit, zumal an Beethoven, erinnerte», können wir nur vermuten; womöglich war es gerade die Wertschätzung im Kreis der Chorsängerinnen und Chorsänger, die dem Werk mit seinen dankbaren Ensemblesätzen zu seiner heute so prominenten Stellung verhalf. Gerade in Leipzig mit seiner vielgestaltigen Chorszene erklingen heute jährlich in der Advents- bis Epiphaniaszeit mehr als 40 Weihnachtsoratorien; ein Christfest ohne das beliebte «WO» ist nicht nur für Bachliebhaber kaum noch vorstellbar.
II.
Das Weihnachtsoratorium präsentiert sich als Zyklus ähnlich aufgebauter Einzelwerke, deren Kontinuität neben der durchlaufenden Evangelienrezitation nach Lukas und Matthäus auf wiederkehrenden Satztypen und einer aus Bachs Kantatenœuvre vertrauten Dramaturgie beruht.
So beginnt nahezu jede Kantate mit einem konzertanten Ensemblesatz, der klangliche Wucht mit einprägsamer Deklamation sowie elegant eingebundenen Fugenpassagen verbindet und so den Stil der höfischen Festmusiken glücklich in die Kirche transferiert. Die Kantaten I, III und VI setzen dabei auf die Klangkrone der Trompeten und Pauken, die ausgelassene Freude wie kämpferische Zuversicht (Kantate VI) ausdrücken kann. Die Kantate IV präferiert fürstliche Horntöne, während das von Bach mit hörbar inspirierter Feder neukomponierte «Ehre sei dir, Gott, gesungen» (Kantate V) von munteren Oboen und Streichern vorangetrieben wird. Der vokale Ensemblesatz der Kantate II ist hingegen das womöglich aus dem «Kreuzige» der Markuspassion entwickelte «Ehre sei Gott» der himmlischen Heerscharen, da Bach die Kantate mit den zarten Klängen einer Hirtensinfonie beginnen lässt. Generell ist sein Versuch erkennbar, die Kantate jedes einzelnen Tages mit einer deutenden Instrumentierung zu versehen und so Eingangssatz und Schlusssatz zu verklammern. So bringen sich die Trompeten und Pauken der Kantate I ebenso wie die vier tiefen Holzbläser der Hirtensinfonie mit Zwischenspielen in die Schlusschoräle ein; die Kantaten IV und VI enden mit konzertanten Choralbearbeitungen, die eine schlagkräftige vokale Diktion mit virtuosem Orchesterspiel verknüpfen. Dass der Komponist diesen ambitionierten Ansatz mit der Wiederholung des Eingangschores der Kantate III sowie dem einfachen Choralschluss der Kantate V nicht konsequent fortführt, mag man bedauern – es passt jedoch zu Bachs hochstehendem Pragmatismus und seiner mehr an einzelfallbezogenen Herausforderungen als einer erschöpfenden Systematik orientierten Denkweise.
Die eigentliche Bibelrezitation ist dem Tenor als «Evangelisten» übertragen, der das Geschehen mit einfühlsamer Diktion beglaubigt. Passagen wie «Es begab sich aber zu der Zeit» oder «Und du, Bethlehem, im Jüdischen Lande» sind dabei zu klassischen Ausformulierungen des zugrunde liegenden Schriftwortes geraten. Von besonderer Wirkung sind die eingestreuten Liedsätze, die den Fortgang kommentieren und dabei teils dramatische Wendepunkte gestalten («Brich an, du schönes Morgenlicht») und teils verinnerlichter Reflexion dienen («Wie soll ich dich empfangen»; «Ich steh an deiner Krippen hier»). Wie sensibel Bach den Choral einzusetzen versteht, wird an der Kombination expressiver Rezitative und Accompagnati mit Liedmelodien erlebbar, die etwa den Doppelsatz «Er ist auf Erden kommen arm / Wer will die Liebe recht erhöhn» auszeichnen und der Kantate IV Züge eines ausdrucksvollen Sopran-Bass-Dialoges verleihen.
Vielgestaltig sind die Arien und solistischen Ensemblesätze. Teils sind sie noch relativ dicht an ihren weltlichen Vorlagen und profitieren von deren Gestus und Besetzung (Trompete und Bass in «Grosser Herr und starker König» nach BWV 213/7; Sopran und Tenor im vereinigten Liebesgestus von «Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen» als Umarbeitung von BWV 213/11), teils wirken sie trotz der wahrscheinlichen Wiederverwendung einer noch unentdeckten Vorlage passgenau für den Moment konzipiert (Terzett der Kantate V). Die Austauschbarkeit barocker Bewegungsfiguren bestätigt sich in jener edelmütigen Bravourarie für Tenor, zwei Violinen und Continuo aus der Kantate IV, deren Schlüsselwort «leben» sich organisch der Vorbildkoloratur «schweben» anschmiegte (BWV 213/7). Mit «Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben» gelang ein ausgemachter Affektwechsel gegenüber dem weltlich-trotzigen «Ich will dich nicht hören, ich will dich nicht wissen» (BWV 213/9); das verhaltene Gebet «Erleucht auch meine finstren Sinne» der Kantate V scheint den Gehalt der Musik nach sorgfältiger Revision sogar präziser zu erfüllen als das kantige «Durch die von Eifer entflammeten Waffen» der im Oktober 1734 im Fackelschein dargebotenen Preiskantate BWV 215. Um die aussergewöhnlich schöne Altarie mit obligater Violine «Schliesse mein Herze» scheint Bach ausweislich des Schriftbefundes nach einem abgebrochenen Erstentwurf regelrecht gerungen zu haben – diese gelungene Neukomposition verweist ebenso wie der geniale Wurf der Hirtensinfonie auf Bachs auch nach 1730 ungebrochenen und in mancher Hinsicht sogar stilistisch verfeinerten Schaffensdrang.
III.
«Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage!» – was Bach hier vorlegt, ist nicht allein in Kriterien der meisterhaften Orchesterbehandlung sowie geschickten Textanpassung zu fassen. Das von markigen Paukenschlägen entfesselte Musizieren dieses Eingangschores ergreift vor jeder vernunftmässigen Reflexion direkt das Herz, den Bauch und nicht zuletzt die Beine der Zuhörenden, die spontan von Kirchenbänken und Schreibtischstühlen aufspringen wollen und nicht den Hauch einer Chance haben, sich dem ansteckenden Jubel zu entziehen. Weil Bachs Musik trotz ihrer elementaren Wucht nicht von oben herab überwältigt, sondern wie eine brüderliche Umarmung tröstet und zum ungezwungenen Zuprosten einlädt, gelingt es ihr in Sekundenschnelle, allen Weihnachtsstress und Einkaufstrubel, allen Widerwillen und Kommerzverdacht hinwegzublasen und uns in jenen Zustand der Erwartung und des puren Glücks zu versetzen, den das Zauberwort Weihnachten jenseits aller Werbeslogans meint. Wie sehr man sich auch vornehmen mag, in diesem Jahr einmal «weihnachtszufasten» und der oft lastenden Erwartung nach erhebendem Gefühl und familiärem Frieden zu entrinnen – sobald die ersten Töne des Oratoriums erklingen, fällt diese Attitüde in sich zusammen, und wir folgen der Musik als verzauberte und verwandelte Menschenkinder. Wer erlebt hat, wie ein in Partei- und Alltagskämpfen früh ergrauter DDR-Bürger wieder zu sich selbst und seiner verpanzerten Kraft zurückfand, sobald die Worte «Bei Gott hat seine Stelle das menschliche Geschlecht» von der Empore rauschten, wird dies seinem Bach lebenslang nicht vergessen und wieder verstehen lernen, was lebendige Utopie meint. Und dass Bach mit seiner federleicht tiefgründigen Hirtensinfonie klingend vorführt, wie ein aufrichtiges Gespräch zwischen den Ständen und Sphären auch dieser unserer Welt tastend beginnen und solidarisch gelingen kann, macht diese philosophischste aller Pastoralen zum heimlichen Höhepunkt des Oratoriums. Einmal im Jahr, mindestens, darf man, muss man sich diesem Werk aussetzen und ergeben, weil die Vision eines befreienden Neubeginns hier bodenständiger greifbar wird als in allen Plänen und Programmen, weil wir für sechs halbe Stunden zum beschenkten Hirtenvolk werden, das alle Angst hinter sich lassen und einem Stern folgen darf, der seit 1734 nicht mehr aufgehört hat zu funkeln.
Aufnahme & Bearbeitung
Aufnahmedatum
BWV 248/1: 15. Dezember 2017
BWV 248/2: 14. Dezember 2018
BWV 248/3: 20. Dezember 2019
BWV 248/4: 12. Januar 2018
BWV 248/5: 18. Januar 2019
BWV 248/6: 17. Januar 2020
Aufnahmeort
Trogen (AR) // Evangelische Kirche
Tonmeister
Stefan Ritzenthaler, Nikolaus Matthes
Regie
Meinrad Keel
Produktionsleitung
Johannes Widmer
Produktion
GALLUS MEDIA AG, Schweiz
Produzentin
J.S. Bach-Stiftung, St. Gallen (Schweiz)